Diözesanversammlung stellt Kolpingwerk Paderborn für die Zukunft auf
Wie wird sich die Kirche in Zukunft entwickeln und welche Konsequenzen hat das für Kolping? Mit dieser Frage haben sich am Samstag (21. Oktober 2023) die Teilnehmenden der Diözesanversammlung des Kolpingwerkes Paderborn beschäftigt. 104 stimmberechtigte Delegierte sowie beratende Mitglieder und Gäste trafen sich dazu im Kolping-Berufsbildungswerk Brakel. Gleichzeitig stellten sie mit den Vorstandswahlen die Weichen für die Zukunft des Kolpingwerkes. Zwei neue Vorstandsmitglieder und eine neue stellvertretende Diözesanvorsitzende bekamen das Votum der Delegierten.
Sie wählten Victoria Valentin zur stellvertretenden Diözesanvorsitzende. Victoria Valentin ist seit zwei Jahren Mitglied des Vorstandes. Seitdem engagiert sie sich vor allem in der Arbeitsgruppe Reanimation, die Kolpingsfamilien nach dem Stillstand der Corona-Pandemie und angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels neue Perspektiven eröffnen möchte. In diesem Zusammenhang begleitet Victoria Valentin das von ihr mitentwickelte Veranstaltungsformat "Hop oder Top". Daria Baumhüter aus Rheda-Wiedenbrück und Manuel Valentin aus Heggen (bei Iserlohn) verstärken den Diözesanvorstand als neue Mitglieder. Von Rebecca Rediger, die zwei Jahre lang Mitglied im Vorstand war, hat sich die Versammlung zunächst verabschiedet. Rebecca Rediger nimmt aus beruflichen und privaten Gründen eine Auszeit von ihrer Vorstandsarbeit, nachdem sie zuvor bereits in der Diözesanleitung der Kolpingjugend engagiert war.
„Kirche nicht mehr existenzrelevant“ – was bedeutet das für Kolping?
Im Studienteil des Tages stellte zunächst Dr. Katharina Lammers vom Erzbischöflichen Generalvikariat das „Zielbild 2030+“ des Erzbistums Paderborn vor. Die Rahmenbedingungen sind nicht positiv: In den kommenden zehn Jahren sind ein Rückgang sowohl des hauptberuflichen pastoralen Personals als auch des ehrenamtlichen Engagements in der Kirche zu erwarten. Dazu trägt der Verlust der Glaubwürdigkeit bei. Im Jahr 2030 wird deutlich weniger als die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen Mitglied einer christlichen Kirche sein. Das wirkt sich auf die finanziellen Ressourcen aus. „Viele Menschen haben erkannt, dass die Kirche für sie nicht mehr existenzrelevant ist“, räumte Katharina Lammers ein. Für das Zukunftsbild des Erzbistums ergeben sich daraus Konsequenzen: Um weiter flächendeckend Angebote machen zu können, müsse das ehrenamtliche Engagement gestärkt werden. Vernetzung und Kooperationen sollen ausgebaut werden. Das Erzbistum verfolgt die Strategie „Menschen statt Gebäude“. Gleichzeitig muss, um die „Kraft des Evangeliums“ weiter verkünden zu können, die Qualität der Liturgie gesichert werden. „Die Liturgie muss gut sein“, hieß es in der Präsentation von Katharina Lammers.
„Es braucht eine Kulturveränderung“
Mit Thomas Klöter, ebenfalls vom Erzbischöflichen Generalvikariat, diskutierten die Teilnehmenden anschließend, welche Folgen sich daraus für Kolping und andere katholische Verbände ergeben. Der Fokus der Perspektiventwicklung liege noch zu sehr auf den Hauptamtlichen, beklagten einige Stimmen. Immerhin sei die Kolpingsfamilie an vielen Orten schon eine Art Gemeindeersatz. Zudem biete sie auch Menschen eine Heimat, die sich der Kirche nicht mehr zugehörig fühlen. „Kolping ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Verbände aus der Kirche heraus in die Gesellschaft hinein entwickelt haben“, sagte Thomas Klöter. Das Zukunftsbild entferne die territorialen Grenzen der Pastoralverbünde, aber die Grenzen gebe es oft eher in den Köpfen der Menschen als auf Landkarten. „Dazu braucht es eine Kulturveränderung.“
Eine abschließende Antwort konnte die Diskussion am Samstag natürlich nicht liefern, aber einige Ansatzpunkte für die weitere Arbeit. „Geht hinaus und verkündet das Evangelium – wir können das nur hier, heute und jetzt mit den Mitteln, die uns hier, heute und jetzt zur Verfügung stehen“, so Thomas Klöter.
Silbernes Ehrenzeichen für Lisa Metken
Bei der Bearbeitung der Regularien wurde der Diözesanvorstand nach der Vorstellung des Rechenschaftsberichtes entlastet. Mit einer Satzungsänderung machte die Versammlung den Weg frei für den verstärkten Einsatz digitaler Technik und legte fest, dass die Diözesanversammlung ab 2025 nur noch alle vier statt bisher alle zwei Jahre stattfinden wird, um Ressourcen zu schonen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Schwerpunkte des Kolpingwerkes, das seit zwei Jahren als „Fairer Verband“ zertifiziert ist. Als Beispiel dafür wurde noch einmal das Projekt „Kolping-Radeln“ genannt, bei dem in den vergangenen Sommerferien mehr als 130.000 Kilometer zusammen kamen, für die nun Bäume gepflanzt werden.
Ebenfalls im Rahmen der Diözesanversammlung hat das Kolpingwerk Lisa Metken das Silberne Ehrenzeichen verliehen. Damit wird ihr jahrelanges ehrenamtliches und hauptberufliches Engagement gewürdigt. Lisa Metken ist Jugendbildungsreferentin bei der Kolpingjugend des Diözesanverbandes. Davor war sie in der Diözesanleitung der Kolpingjugend ehrenamtlich engagiert. Schwerpunkte ihrer Arbeit, für die sie sich mit viel Herz und Verstand einsetzt, sind die Prävention sexualisierter Gewalt und die Gewinnung und Schulung des Nachwuchses in der Kolpingjugend.
Vorschlag für die Bildunterzeile (20231023_Kolping_Diözesanversammlung.jpg):
Mit Thomas Klöter vom Erzbischöflichen Generalvikariat diskutierten die Delegierten der Diözesanversammlung über die Zukunft der Kirche und die Konsequenzen für Kolping.
(Foto: Mario Polzer)